Wärmewende
Die Elektrifizierung ist der Schlüssel für eine sichere und kostengünstige Energiewende im Wärmesektor. Neben dem Ausstieg aus Öl und Gas ermöglicht sie ein hohes Maß an Flexibilität im Stromsystem. Bei einem wachsenden Anteil an Photovoltaik und Windenergie werden flexible Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen immer wichtiger, um den Strombedarf zuverlässig zu decken und die Stromkosten für alle zu senken.
Im Neubau sind Wärmepumpen schon heute Standard. Auch im Bestand nimmt ihr Anteil zu. Europaweit liegt Deutschland bei den Absatzzahlen für Wärmepumpen allerdings noch auf dem drittletzten Platz. Eine wichtige Stellschraube sind starke marktliche Signale, um weiter aufzuholen.
Gebäudeenergiegesetz 2023: Klimaschutz irgendwie, irgendwann
Seit Januar 2024 ist das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG 2023) in Kraft. Nach vielen Verwässerungen wurde die ursprünglich vereinbarte 65-Prozent-Erneuerbaren-Vorgabe für alle neuen Heizungen allerdings massiv aufgeweicht. Das Gebot gilt aktuell nur für Neubauten in Neubaugebieten. Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2045 kann so nicht erreicht werden.
Die Nachteile haben nun die Verbraucher, die durch Verzögerungen und Falschinformationen verunsichert sind. Wer sich jetzt noch eine neue Gasheizung einbauen lässt, dürfte in den nächsten Jahrzehnten in ein finanzielles Desaster laufen – durch immer höhere Gaspreise, den steigenden nationalen CO2-Preis und explodierende Gasnetzentgelte. Außerdem sorgt jede neue Gas- oder Ölheizung für fossile Lock-in Effekte über die nächsten zwanzig Jahre.
Auch H2-ready-Gasheizungen sind keine Lösung, denn grüner Wasserstoff wird auf absehbare Zeit nicht für die Wärmeversorgung zur Verfügung stehen. Mehr und mehr Kommunen lehnen eine Umrüstung der Gasnetze auf Wasserstoff aus Kostengründen ab.
Marktliche Signale für den Zuwachs an Wärmepumpen
Ein niedriger Strompreis ist für den Erfolg der Wärmepumpe entscheidend. In Deutschland haben wir immer noch zu viele Abgaben und Umlagen auf Strom, die den Umstieg auf die Wärmepumpe erschweren. Dadurch besteht eine gravierende Wettbewerbsverzerrung zwischen fossilen und erneuerbaren Technologien. Das muss sich ändern, ebenso wie das System der Netzentgelte. Der Wegfall der EEG-Umlage war ein erster Schritt. Jetzt braucht es weitere Entlastungen, etwa bei der Reduktion der Stromsteuer. Parallel benötigen wir marktliche Signale aus dem Emissionshandel im Wärmesektor, um teure Fehlinvestitionen in fossile Technik zu verhindern.
„H2-Readyness ist ein Etikettenschwindel, da so Gaskessel über viele weitere Jahre schlicht mit Erdgas betrieben werden können. Schon nach eigenem Bekunden der Gaswirtschaft im Rahmen der Debatte zur EU-Taxonomie wurde in Bezug auf die „grüne“ Eigenschaft von Gaskraftwerken überzeugend und unwidersprochen dargelegt, dass Wasserstoff auf mittlere und lange Sicht nicht in ausreichendem Maß für Kraftwerke zur Verfügung stehen könne – und damit erst recht nicht zum Heizen in Privathaushalten. Wir brauchen Klimaschutz statt Klimaschutz-Readyness.“
Schnelle und verbindliche Transformationspfade von Wärmenetzen
Im urbanen Raum sind kalte Nahwärmenetze und dekarbonisierte Fernwärmenetze das Mittel der Wahl. Dazu braucht es verbindliche und schnelle Pfade hin zu grünen Wärmenetzen. Denn Fernwärme besteht derzeit hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen, lediglich 15 bis 30 Prozent sind erneuerbar. Allerdings haben die Kommunen bis 2028 viel zu lange Zeit, um ihre Transformationspläne vorzulegen.
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