Berlin, Leipzig, 11. Juli 2024 – Wie kann Versorgungssicherheit im Strommarkt effizient gewährleistet werden? Diese Frage hat das Berliner Beratungshaus Connect Energy Economics im Auftrag des Bundesverband Neue Energiewirtschaft e.V. (BNE) der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der European Energy Exchange (EEX) in der aktuellen Studie „Die Ordnung der Transformation – Versorgungssicherheit im Strommarkt“ untersucht, die heute veröffentlicht wurde.
Zu den Ergebnissen der Studie sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer Achim Dercks: „Für die Wirtschaft ist es wichtig, dass die Stromkosten einer sicheren Energieversorgung für Betriebe begrenzt werden. Ziel sollte es daher sein, Investitionsanreize am Markt zu setzen, statt einzelne Technologien dauerhaft staatlich zu fördern. Die Studie zeigt deutlich, dass eine verlässliche Stromversorgung über marktliche Anreize möglich ist.“
Mit der geplanten Kraftwerksstrategie der Bundesregierung sollen kurzfristig (wasserstofffähige) Gaskraftwerke ausgeschrieben werden. Zudem ist die Entwicklung eines marktwirtschaftlichen und technologieoffenen Kapazitätsmechanismus angekündigt, welcher im Jahr 2028 operativ sein soll. Ziel ist es, einen Mechanismus zu finden, der die Stromversorgung auch in Stunden der sogenannten „Dunkelflauten“ sicherstellt und die Systemstabilität gewährleistet.
Autor Marco Nicolosi, Geschäftsführer von Connect Energy Economics, kommt zu dem Schluss: „Eine Stärkung des wettbewerblichen Strommarkts ermöglicht eine kostengünstige und sichere Versorgung. Statt über Förderprogramme für Kraftwerke zu diskutieren, die – wie im Falle von Kapazitätsmärkten – zu einer dauerhaften Fördernotwendigkeit führen, sollten Anreize gesetzt werden, um den Strommarkt zu stärken“.
So äußert sich auch Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverband Neue Energiewirtschaft und betont: „Wir brauchen einen intelligenten Marktrahmen anstelle einer planwirtschaftlichen Förderung von Kapazitäten. Es kann nicht sein, dass wir den marktlichen Aufwuchs verschiedener Flexibilisierungsangebote zugunsten der Förderung von Erdgaskraftwerken mit einer bestenfalls ungewissen Wasserstoffhypothek verdrängen. Auch der absehbar folgende Förderwettlauf zwischen Erneuerbaren Energien und neuen Kraftwerken sollte vermieden werden“.
Stattdessen sollte insbesondere die Absicherungspflicht aus der europäischen Strommarktrichtlinie (Art. 18a, Quelle: LINK) aufgegriffen werden. In der Studie werden die ökonomischen Hintergründe und Voraussetzungen beschrieben, die für eine Umsetzung erfüllt sein sollten.
Ein gestärktes wettbewerbliches Marktdesign kann zeitnah umgesetzt werden und ermöglicht deshalb zügige Investitionen in neue Kapazitäten. Auch weil dieser Mechanismus offen für unterschiedliche Technologien und Innovationen ist. Damit sind die volkswirtschaftlichen Kosten der Versorgungssicherheit im Vergleich zu Kapazitätsmärkten geringer. Die nationale Umsetzung der Absicherungspflicht steht zudem im Einklang mit den europarechtlichen Anforderungen des Binnenmarktes. Zeitraubende beihilferechtliche Prüfungen durch die EU bleiben damit erspart.
Peter Reitz, CEO der Energiebörse EEX sagt dazu: „Wenn der Gesetzgeber die Absicherungspflicht konsequent ausgestaltet, werden am Strommarkt die passenden Produkte zur Absicherung von Preisrisiken gehandelt, die den Wert von Versorgungssicherheit berücksichtigen. Das erlaubt Stromerzeugern sichere Einnahmen zur Finanzierung ihrer Investitionen.“
Busch, Dercks und Reitz sind sich einig: „Die Grundlagenstudie hat eine zentrale Botschaft. Es braucht keine dauerhaften Kraftwerksförderprogramme. Die Weiterentwicklung des Marktdesigns und des Strommarktes sind geeignet, um notwendige Anreize für Investitionen in steuerbare Leistung zu schaffen.“
Die Studie von Connect Energy Economics, wurde von BNE, DIHK und EEX in Auftrag gegeben und ist unter folgendem Link zum Download verfügbar: LINK
Über BNE
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) steht seit 2002 für Markt, Wettbewerb und Innovation in der Energiewirtschaft. Im Verband sind Unternehmen vertreten, die auf allen wettbewerblichen Stufen der energiewirtschaftlichen Wertschöpfung stehen und wegweisende Geschäftsmodelle für Strom, Wärme und Mobilität entwickeln. www.bne-online.de
Über DIHK
Unter dem Dach der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sind die 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) zusammengeschlossen. Das gemeinsame Ziel: Beste Bedingungen für erfolgreiches Wirtschaften. Auf Bundes- und Europaebene, aber auch international, setzt sich die DIHK für die Interessen der Wirtschaft ein. So bündeln DIHK und IHKs die vielfältigen Belange der Unternehmen zu gemeinsamen Positionen der Wirtschaft und wirken an der wirtschaftspolitischen Meinungsbildung mit. Darüber hinaus koordiniert die DIHK das Netzwerk der rund 150 Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen der Deutschen Wirtschaft mehr als 90 Ländern. https://www.dihk.de/de
Über EEX
Die European Energy Exchange (EEX) ist eine führende Energiebörse, welche weltweit sichere, liquide und nachhaltige Commodity-Märkte entwickelt – gemeinsam mit ihren Kunden. Die EEX ist Teil der EEX Group, einer Unternehmensgruppe, die auf internationale Commodity-Märkte spezialisiert ist. Sie bietet den Handel von Kontrakten auf Strom, Erdgas und Emissionsberechtigungen sowie Fracht- und Agrarprodukte an. Zusätzlich stellt die EEX Registerdienstleistungen zur Verfügung und führt Auktionen für Herkunftsnachweise im Auftrag des französischen Staates durch. https://www.eex.com/de/